Wien und Kaffee, das ist eine niemals endende Liebe. Kaum eine Stadt besitzt eine solch innige Beziehung zum Thema Kaffee wie die Hauptstadt Österreichs. Seit 2011 zählt die Wiener Kaffeehauskultur zum nationalen immateriellen Kulturerbe der UNESCO, doch reicht ihr Ursprung bis in das 17. Jahrhundert zurück. Am 17. Januar 1685 wurde in Wien das erste Kaffeehaus von dem Armenier Johannes Theodat gegründet und fand großen Anklang bei den Wienern. Im späten 19. bzw. frühen 20. Jahrhundert verlegten viele Literaten und Künstler wie zum Beispiel Stefan Zweig, Arthur Schnitzler und Gustav Klimt ihre Lebens- und Arbeitsstätten in die Kaffeehäuser, um sich auszutauschen, sich inspirieren zu lassen oder um zu schreiben.
Von Einspänner bis Krautfleckerln – Wiener Kaffeehäuser bieten verschiedenste Leckereien
Ein Ort zum Diskutieren, Tratschen, Philosophieren und vor allem zum Verweilen – das zeichnet das klassische Wiener Kaffeehaus also seit jeher aus. Fast scheint es, als wenn hier die Zeit stehen geblieben wäre: altes, gediegenes, aber sehr gemütliches Interieur (auf Neudeutsch würde man es wohl als „Vintage“ bezeichnen), knarzende Holzböden, kühle Marmortische und leidenschaftlich grantelnde Kellner, die in Wien „Herr Ober“ heißen. All das macht den typischen Charme der Kaffeehäuser in Wien aus.
Nebst österreichischen Kaffeespezialitäten wie der Melange, dem Einspänner oder dem Verlängerten, bekommt man in den typischen Wiener Cafés natürlich auch noch andere kulinarische Leckereien serviert. Vom Wiener Frühstück über traditionelle Österreichische Gerichte wie Krautfleckerln oder Wiener Schnitzel sowie Nachmittagskaffee mit Kuchen und Torten bis hin zum abendlichen Würstel mit Kren – in einem Kaffeehaus kann man den ganzen Tag verweilen und sich immer wieder neue Gaumenfreuden bestellen.
Damit Du schon vorab bei der riesen Auswahl an Kaffeespezialitäten einen Überblick bekommst, was sich hinter den außergewöhnlichen Namen verbirgt haben, wir eine kleine Auflistung für Dich. Allgemein ist die Basis aller Wiener Kaffeespezialitäten der Mokka, ein schwarzer Kaffee ohne Zucker oder Milch. Bestellst Du in Wien einen Mokka, dann wird dieser als Kleiner Schwarzer serviert.
- Ein Verlängerter ist ein Kleiner Schwarzer, der mit Wasser gestreckt wurde.
- Bei einem Großen Schwarzen erhältst Du einen doppelten Kleinen Schwarzen.
- Der Kleine Braune ist schlicht ein Mokka, der mit Schlagsahne verfeinert in einer Schale serviert wird. Bei einem Großen Braunen erhältst Du einen doppelten Mokka, ebenfalls mit Schlagsahne.
- Der Franziskaner ist eine Wiener Kaffeespezialität aus einem etwas verlängerten Mokka mit warmer Milch und Schlagsahne.
- Ähnlich wie bei dem Franziskaner wird Dir bei einer Wiener Melange ein verlängerter Mokka serviert, mit dem Unterschied, dass die Haube aus Milchschaum und nicht aus Schlagsahne besteht.
- Verkehrter Kaffee – hier ist das Verhältnis zwischen Kaffee und Milch buchstäblich verkehrt, wie bei einem Latte Macchiato.
- Bestellst Du in Wien ein Kleines Schalerl Gold, dann erhältst Du eine wunderbares Getränk aus einem Mokka, aufgegossen mit heißer Milch und einer sanften Milchhaube.
- Beim Kapuziner wird ein kleiner Mokka mit ein paar Tropfen Schlagsahne verfeinert. Wegen seiner bräunlichen Farbe trägt diese Spezialität auch heute noch seinen Namen.
- Falls Du bei Einspänner an eine Pferdekutsche denkst, liegst Du im Bezug auf Wiener Kaffeehäuser nicht ganz falsch. Der Mokka mit kalter Schlagsahne, serviert in einem Glas mit Henkel und Puderzucker hat seinen Namen nämlich von einem einspännigen Pferdefuhrwerk, da früher dieses Getränk vor allem von den Kutschern getrunken wurde.
- Falls Du einmal Lust bekommst auf einen Kaffee mit Schuss, dann bestelle im Kaffeehaus einen Fiaker. Dahinter verbirgt sich ein großer Mokka mit viel Zucker und Sliwowitz.
Ob stark oder mild, süß oder herb – in einem Wiener Kaffeehaus ist für jeden Geschmack der geeignet Kaffee dabei.
Wiener Kaffeehäuser – Künstlercafe, Promischauplatz, zweites Wohnzimmer
Und wer keine Lust hat, den ganzen Tag im gleichen Kaffeehaus zu verbringen, der kann sich ja im „Kaffeehaus-Hopping“ versuchen und verschiedene Lokalitäten, es gibt ca. 940 Kaffeehäuser in Wien, ausprobieren.
Wie wäre es zum Beispiel mit dem Literaten- und Künstlercafé „Café Hawelka“. Dieses Kaffeehaus wird seit 1939 von der Familie Hawelka geführt und ist berühmt für seine Buchteln.
Oder Du besuchst das älteste Kaffeehaus Wiens, das „Café Frauenhuber“. Dessen Geschichte reicht bis ins 14. Jahrhundert zurück und diente bereits Mozart und Beethoven als Aufführungsort.
Einige der besten Süßigkeiten der Stadt findest Du im „Café Demel“, da dieses Café Teil der berühmten Konditorei K&K Hofzuckerbäcker Demel ist. Hier werden übrigens alle Gäste von den „Demelinerinnen“ (so werden die Kellnerinnen genannt) in der dritten Person angesprochen!
Wenn Du auf den Spuren von Arthur Schnitzler, Sigmund Freud oder Leo Trotzky wandeln möchtest, dann führt Dich Dein Weg ins „Café Central“, wo Du in einer imposanten Säulenhalle Deine Melange genießen kannst. Die Österreichische Prominenz aus Politik und Wirtschaft triffst Du hingegen im „Cafè Landtmann“. Es dient auch regelmäßig als Schauplatz von Pressekonferenzen.
Im „Kaffee Alt Wien“ verschwimmen die Grenzen zwischen Kaffeehaus und gemütlicher Kneipe. Hier genießt man bei gedämpfter Beleuchtung und vielen Plakaten an den Wänden die Spezialität des Hauses: Gulasch.
Die Liste der Wiener Kaffeehäuser ließe sich wohl noch ewig weiterführen und doch haben sie alle eins gemein: Das Wiener Kaffeehaus ist weit mehr als ein simples Speiselokal, es ist vielmehr das zweite Wohnzimmer der Wiener!
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